![\"\"\/](\"https:\/\/cdn.pixabay.com\/photo\/2017\/06\/14\/11\/58\/cigar-galaxy-2401996_1280.jpg\")
Der ber\u00fchmte Gottesbeweis von dem mittelalterlichen Theologen Thomas von Aquin (1225\u20131274) war lange Zeit unwidersprochen. F\u00fcr jedes Ereignis gibt es eine Ursache. Doch diese Kette kann nicht ewig in die Vergangenheit reichen. Irgendwann ist das Ende oder der Anfang der Kette erreicht. Und dieses letzte Kettenglied darf deswegen kein weiteres hinter sich herziehen. Daher muss es eine Ursache geben, die selbst keine Ursache hat und die die Energie des Universums erschaffen hat. Das w\u00e4re das, was die Christen „Gott“ nennen.<\/p>\n\n\n\n
Es gibt noch eine andere Version des Arguments, das nicht von einem Anfang ausgeht, sondern von der Wirklichkeit, wie sie existiert. Diese braucht einen Grund f\u00fcr ihre Existenz, was letztlich auf ein Gottesbild eines „Erhalters der Sch\u00f6pfung“ hinausl\u00e4uft.<\/p>\n\n\n\n
Entt\u00e4uschte Theologen<\/h2>\n\n\n\n
Die klassische Physik ist nur g\u00fcltig bis zu einer bestimmten Grenze in die Vergangenheit (die sogenannte Planckzeit). F\u00fcr den Urknall an sich greifen Kosmologen lieber auf die Quantentheorie zur\u00fcck. Doch hier l\u00e4sst sich wie bei jeder anderen Erkl\u00e4rung die Frage aufteilen nach den Gesetzen, die dort eine Rolle spielen sollen, und von welchen Anfangsbedingungen die Erkl\u00e4rung ausgeht. Auch hier st\u00f6\u00dft die Quantentheorie an ihre Grenzen.<\/p>\n\n\n\n
Nun gibt es sogenannte „naive“ Theologen, die immer dort Gott ins Spiel bringen, wo naturwissenschaftliche Theorien \u2013 vorerst \u2013 an ihre Grenzen sto\u00dfen. So beschreibt es der Professor f\u00fcr Philosophie an der Hochschule f\u00fcr Philosophie SJ in M\u00fcnchen, Stefan Bauberger, in „Was ist die Welt“, Kohlhammer 2018. Eine Gefahr besteht darin, Gott selbst als weitere Ursache in einer langen Ursachenkette von naturwissenschaftlichen Reaktionen zu sehen, auch wenn Gott als Erstursache eine besondere Stellung innehat. Aber hier liegt das Problem: Auch die Sonderstellung w\u00e4re Teil eines Gesamtsystems. Das passt aber nicht zu der Gottesvorstellung, wonach Gott absolut \u00fcber der gesamten Sch\u00f6pfung thront. Die Theologen sprechen von der transzendenten Bedeutung von Gott.<\/p>\n\n\n\n
Alternative Erkl\u00e4rungen<\/h2>\n\n\n\n
Der Physiker Stephen Hawking stellt sich die Frage, was w\u00e4re, wenn das Universum nicht offen, sondern in sich abgeschlossen w\u00e4re. Es h\u00e4tte keine Grenze, keinen Rand, kein Anfang oder Ende. Wenn ich auf einem Fu\u00dfball laufe, komme ich auf diesem nie an ein Ende oder einen Anfang: „Es w\u00fcrde einfach sein. Wo w\u00e4re dann noch Raum f\u00fcr einen Sch\u00f6pfer?“ (1988)<\/p>\n\n\n\n
Der Philosoph Richard Swinburne schreibt um die gleiche Zeit etwa, „dass es wahrscheinlicher ist, den Kosmos als vors\u00e4tzliche Handlung eines Vernunftwesens zu erkl\u00e4ren statt nur mit einem naturwissenschaftlichen Gesetz.“ Er geht davon aus, wenn wir uns als Person verstehen und die Personenw\u00fcrde so einen hohen Wert hat im Universum, so m\u00fcsste doch das personale Prinzip auch irgendwie in einer Letzterkl\u00e4rung des Universums auftauchen.<\/p>\n\n\n\n
Vielleicht doch kein Entweder-Oder<\/h2>\n\n\n\n
Auch hier kommen Naturalisten in Versuchung, das theologische Treiben etwas zu bel\u00e4cheln. Doch sie teilen mit Hawking den Standpunkt, zu sagen, das Universum ist einfach da. Damit verzichten sie auf eine Erkl\u00e4rung bzw. denken \u00fcber die Vorbedingungen ihrer Erkl\u00e4rung nicht mehr weiter nach. Swinburne und andere Theologen stehen andererseits in der Versuchung, Gott als Ursache in einer weltlichen Ursachenkette selbst zu verweltlichen.<\/p>\n\n\n\n
Es bleibt die Frage, ob wir das Personale einfach aus einer Erkl\u00e4rung des Universums streichen k\u00f6nnen oder d\u00fcrfen. Die Quantentheorie l\u00e4sst sich nur verstehen, wenn die Person, die die Messung macht, miteinbezogen wird. Vielleicht ist die Frage, warum das Universum \u00fcberhaupt da ist und nicht vielmehr nichts existiert, damit zu beantworten, dass seine Existenz gut ist? Und alles, was gut ist, wird meist auch gewollt. Der Physiker und Philosoph Bauberger zieht die Parallele: „Wie es die objektive Wirklichkeit nicht losgel\u00f6st vom erkennenden Subjekt (wir) gibt, so gibt es sie nicht, ohne dass sie gewollt ist, weil sie gut ist.“ Damit w\u00e4re die personale Seite der Wirklichkeit in einer Letzterkl\u00e4rung der Welt inbegriffen. Und das hat schon einen hohen Wert.<\/p>\n\n\n\n