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{"id":1140,"date":"2019-06-25T11:36:00","date_gmt":"2019-06-25T11:36:00","guid":{"rendered":"https:\/\/www.braeutigam.de\/?p=1140"},"modified":"2020-12-24T11:36:56","modified_gmt":"2020-12-24T11:36:56","slug":"koennen-wir-die-zukunft-vorhersagen","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.braeutigam.de\/koennen-wir-die-zukunft-vorhersagen\/","title":{"rendered":"K\u00f6nnen wir die Zukunft vorhersagen?"},"content":{"rendered":"\n

Uns ist klar, dass in der Zukunft einmal die Erde vergl\u00fchen wird. Und wir glauben und hoffen, dass ein Zug p\u00fcnktlich kommen wird. Was wissen wir also \u00fcber die Zukunft?<\/strong><\/p>\n\n\n\n

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Die Zukunft berechnen oder durch Gedanken beeinflussen? Ob und wie wir die Zukunft vorhersagen k\u00f6nnen, ist noch nicht klar. Foto: Hubble\/ESA\/NASA\/dpa<\/figcaption><\/figure>\n\n\n\n

Der bayerische Philosoph Karl Valentin stellte fest: \u201eDie Zukunft war fr\u00fcher auch besser.\u201c Der Chef des IT-Unternehmens IBM prognostizierte 1943 auf die Frage, wie viele Computer einmal die Welt brauchen k\u00f6nnte: \u201eVier oder f\u00fcnf.\u201c 1962 wurde den Beatles vorausgesagt, dass ihre Musik niemals Zukunft haben wird. Gitarrenbands w\u00e4ren langsam out, und so k\u00fcndigte die Plattenfirma den Vertrag. Wer mit der Bahn f\u00e4hrt, glaubt erst, dass der Zug p\u00fcnktlich kommen wird, wenn er tats\u00e4chlich ins Gleis rollt. Liegen wir immer so daneben, was die Zukunft anbelangt? Oder k\u00f6nnte die Physik die Zukunft sogar berechnen?<\/p>\n\n\n\n

Die G\u00f6tter sollten bes\u00e4nftigt und g\u00fctig gestimmt werden<\/strong><\/h2>\n\n\n\n

Der Mensch mag keine Unsicherheit. Den gro\u00dfen Naturgewalten, \u00dcberschwemmungen, D\u00fcrre oder Blitzschlag, stand er machtlos gegen\u00fcber. Da der Mensch diese nicht beherrschen konnte, versuchte er, \u00fcber die Beschw\u00f6rung von Naturgottheiten Kontrolle \u00fcber die Zukunft zu bekommen. Mit verschiedenen Ritualen sollten die G\u00f6tter bes\u00e4nftigt und g\u00fctig gestimmt werden.<\/p>\n\n\n\n

Mit den Naturwissenschaften wurden Gesetze entdeckt, nach denen sich die Natur zu richten scheint. Aus der G\u00f6tterverehrung wurde die Berechenbarkeit. Mit der Gravitationstheorie von Isaac Newton k\u00f6nnen wir heute noch exakt die Bewegungen von Planeten und Sternen voraus berechnen.<\/p>\n\n\n\n

In einer Anekdote soll der franz\u00f6sische Astronom Pierre Laplace bei seinem Kaiser Napoleon eine wagemutige Hypothese aufgestellt haben: Wenn wir die Position und die Geschwindigkeit aller Teilchen im Universum kennen w\u00fcrden, k\u00f6nnten wir theoretisch die gesamte Zukunft exakt berechnen. Napoleon soll darauf erwidert haben, warum Gott in dieser Theorie nicht erw\u00e4hnt werde. Woraufhin Laplace antwortete: \u201eIhre K\u00f6nigliche Hoheit, ich habe keinen Bedarf an einer solchen Hypothese.\u201c<\/p>\n\n\n\n

Position und Geschwindigkeit sind entscheidend<\/strong><\/h2>\n\n\n\n

Allein die Tatsache, dass wir noch keinen leistungsf\u00e4higen Computer haben, der alle Teilchenpositionen kennt und berechnen kann, verhindert die exakte Kalkulation der Zukunft. In der Wissenschaft nennt sich diese Sichtweise Determinismus. Das klingt zun\u00e4chst faszinierend, w\u00e4re da nicht die Entwicklung der Physik der letzten 70 Jahre. Als der M\u00fcnchner Abiturient Max Planck 1874 Physik studieren wollte, wurde ihm abgeraten. Es sei doch nahezu alles erforscht. Mit Planck kam die Quantentheorie, und alles ist wieder etwas fraglicher und offener geworden. Der Kollege von Max Planck, der Physiker Werner Heisenberg, kam zu der Theorie, dass sich die exakte Kenntnis von Position und Geschwindigkeit der einzelnen Teilchen gar nicht bestimmen lassen. Je genauer die Position bestimmt werden soll, desto weniger wei\u00df man \u00fcber die Geschwindigkeit und umgekehrt. Allein eine bestimmte Kombination aus Position und Geschwindigkeit w\u00e4re exakt berechenbar. Das war ein Schlag gegen Laplace. Das w\u00fcrde bedeuten, dass gerade einmal nur die H\u00e4lfte von dem berechenbar w\u00e4re, was Laplace angenommen hat. Selbst Albert Einstein, der f\u00fcr seine kreativen Hypothesen bekannt war, beschlich ein deutliches Unwohlsein bei dieser Theorie. Es w\u00e4re so, als ob Gott in einer Welt, die von Gesetzen regiert ist, im Himmel permanent w\u00fcrfeln w\u00fcrde, was auf Erden geschehen solle. Einstein sagte dazu: \u201eGott w\u00fcrfelt nicht.\u201c<\/p>\n\n\n\n

Hinzu kommt, dass das, was in Schwarzen L\u00f6chern passiert, kaum beobachtbar ist, weil sie alles Licht verschlucken und uns v\u00f6llig im Dunklen lassen. So wird die Berechenbarkeit der Zukunft zunehmend fraglicher.<\/p>\n\n\n\n

Was bringt die Zukunft? Wir stecken in Gesetzen fest<\/strong><\/h2>\n\n\n\n

Der Physiker Stephen Hawking behauptet in seinem Buch \u201eKurze Antworten auf gro\u00dfe Fragen\u201d, dass sich die Vorhersagbarkeit der Zukunft vermutlich auf die Kombination von Geschwindigkeit und Position von Teilchen begrenzen wird. Dabei bewegen wir uns noch auf der Ebene von physikalischen Gesetzen.<\/p>\n\n\n\n

Es ist noch keine Rede vom menschlichen Verhalten, dem Zufall oder dem Zeitpunkt, wann der n\u00e4chste DB-Zug einfahren wird: #DBakel.<\/p>\n\n\n\n

Kurz und knapp<\/h2>\n\n\n\n

\u2022 Vor der Entstehung der Naturphilosophie wollten die Menschen die Zukunft mithilfe von G\u00f6ttern beherrschen.<\/p>\n\n\n\n

\u2022 Der franz\u00f6sische Astronom Pierre Laplace hielt die Zukunft f\u00fcr ausnahmslos berechenbar, vorausgesetzt, die Position und Geschwindigkeit jedes Teilchens im Universum w\u00e4ren bekannt.<\/p>\n\n\n\n

\u2022 In der Quantenmechanik wurde deutlich, dass die gleichzeitige exakte Kenntnis von Geschwindigkeit und Position nicht m\u00f6glich ist, nur eine Kombination beider Gr\u00f6\u00dfen.<\/p>\n\n\n\n

\u2022 Die Zukunft bietet weiterhin einen Raum zu hoffen und zu gestalten.<\/p>\n\n\n\n

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