Welt&All

weltall_6_2024

Sternenexplosion: Ein Naturspektakel am Himmel

Wenn ein Stern „jeden Moment“ explodieren könnte, meinen Astronomen durchaus mehrere hundert Jahre. Doch ausnahmsweise findet noch dieses Jahr eine seltene Gelegenheit statt, eine Sternexplosion beobachten zu können, etwa so hell wie der Polarstern.

Ein seltenes und spektakuläres Naturschauspiel steht bevor: Der Doppelstern „T Coronae Borealis“ im Sternbild Nördliche Krone könnte in diesem Jahr als Nova am Himmel erscheinen. Diese Ereignisse sind so selten wie beeindruckend und bieten Astronomen und Sternguckern eine einmalige Gelegenheit, eine der faszinierendsten Erscheinungen im Universum zu beobachten. Darauf hat „BR Wissen“ in einer Radiofolge am 27. Mai hingewiesen.

Was ist eine Nova?

Novae sind gewaltige Explosionen, die auf der Oberfläche von Weißen Zwergen stattfinden. Diese Weißen Zwerge sind Überreste von Sternen, die ihren Brennstoff aufgebraucht haben und nun in sich zusammengefallen sind. In einem Doppelsternsystem, wie bei T Coronae Borealis, zieht der Weiße Zwerg Materie von seinem Begleitstern, einem Roten Riesen, an. Dieses Material sammelt sich auf der Oberfläche des Weißen Zwergs, bis der Druck so groß wird, dass eine thermonukleare Explosion stattfindet. Diese Explosion lässt den Stern plötzlich heller erstrahlen, manchmal um das Tausendfache seiner normalen Helligkeit. Der Rote Riese wird beeindruckt sein von dem leuchtenden Moment seines kleinen Kollegen. Die besten Momente enden immer mit einem großen Knall, im Universum wie in guten Geschichten.

Der Stern T Coronae Borealis

T Coronae Borealis, auch bekannt als „Blaze Star“, hat bereits zweimal in der Geschichte solch eine Explosion gezeigt, nämlich 1866 und 1946. Normalerweise ist der Stern zu schwach, um mit bloßem Auge gesehen zu werden, aber während dieser Novae wurde er so hell wie die hellsten Sterne am Himmel. Diese historischen Ausbrüche machen T Coronae Borealis besonders interessant für Astronomen, die hoffen, dieses Jahr erneut Zeugen einer Nova zu werden.

Warum 2024?

Die letzte Nova von T Coronae Borealis liegt nun fast 80 Jahre zurück, und basierend auf bisherigen Beobachtungen und Modellen glauben Wissenschaftler, dass eine weitere Explosion unmittelbar bevorstehen könnte. Der Zeitraum zwischen solchen Ausbrüchen kann variieren, aber die Ansammlung von Material auf der Oberfläche des Weißen Zwergs scheint auf einen baldigen Ausbruch hinzudeuten. Es gibt bereits erste Anzeichen für Aktivität in der Umgebung des Sterns, was die Hoffnung auf eine baldige Nova nährt.

Wie kann man die Nova beobachten?

Wenn die Nova tatsächlich in diesem Jahr stattfindet, wird sie mit bloßem Auge sichtbar sein und etwa so hell wie der Polarstern strahlen. Am besten beobachtet man das Ereignis von einem dunklen Ort fernab von künstlichen Lichtquellen. T Coronae Borealis befindet sich im Sternbild Nördliche Krone, das am besten am späten Abendhimmel zu sehen ist. Sternkarten und Apps können helfen, den genauen Standort zu bestimmen. Es lohnt sich, regelmäßig in klaren Nächten den Himmel zu beobachten, um nichts zu verpassen. In Bayern bietet sich natürlich der „dunkle“ Nationalpark Bayerischer Wald an, die Fränkische Schweiz oder etwas höher in der Alpenregion. Hier irgendwann zwischen Juli und September den Blick Richtung Norden richten oder gegebenenfalls durch eine App schauen.

Die Bedeutung für die Wissenschaft

Die Beobachtung einer Nova bietet wertvolle Einblicke in die Physik und Dynamik von Doppelsternsystemen. Durch die Analyse des Lichts und anderer Strahlungen, die während des Ausbruchs emittiert werden, können Astronomen mehr über die Zusammensetzung der Sterne, die Mechanismen der Explosion und die Entwicklung solcher Systeme lernen. Dies trägt nicht nur zum Verständnis von Novae bei, sondern auch zur allgemeinen Sternenentwicklung und dem Verhalten von Materie unter extremen Bedingungen.

Faszination für Amateurastronomen

Nicht nur professionelle Astronomen sind von einer möglichen Nova begeistert. Auch Amateurastronomen und Himmelsbeobachter weltweit bereiten sich auf das Ereignis vor. Die Möglichkeit, ein solches Spektakel mit eigenen Augen zu sehen, weckt die Begeisterung für die Astronomie und erinnert an die Schönheit und Unberechenbarkeit des Universums.

Kurz:

  • Der Doppelstern T Coronae Borealis könnte in diesem Jahr als Nova sichtbar werden, ein seltenes Ereignis, das nur etwa alle 80 Jahre auftritt.
  • Die Nova wird so hell wie der Polarstern leuchten und ist mit bloßem Auge zu sehen.
  • Der Stern befindet sich im Sternbild Nördliche Krone und kann am besten von einem dunklen Ort fernab von Lichtverschmutzung beobachtet werden, dem Bayerischen Wald etwa.